Der folgende Artikel war für die Veröffentlichung in „Europa ruft“ vorgesehen. Er bezieht sich auf die Ausgabe Sep.-Okt. 2014 „MANDR, S´ISCHT ZEIT! – Südtirol im Angesicht der Freiheit“, wurde dort aber nicht veröffentlicht.


Wenn der Goldring nicht wär´…

…er müßte glatt erfunden werden! Aber das ist zum Glück schon längst geschehen:

So etwa ab dem Jahr 1992 machte sich Günter Koch aus Erlangen, damals noch beruflich tätig für die Entwicklung von Spezialmeßgeräten im Fernsehgerätebau bei der Firma Grundig in Fürth, Gedanken, weshalb es mit den Staatsschulden immer weiter bergauf, mit den Volkswirtschaften jedoch immer schneller bergab ging… Er fand heraus, daß es schon damals kaum einen Staat gab, der nicht hoch verschuldet war – auch unsere, im Vergleich zum €uro, noch relativ stabile D-Mark, war ja dennoch eine Schulden“währung“. Wenn „Währung“ also von „währen“ im Sinne von „lang andauern“ kommt, oder gar im Sinne von „sich bewähren“ – dann gab es offenbar auf der gesamten Erdkugel keine einzige Währung, die sich wirklich bewährt… Auch Volkswirtschaftler lehrten ja, daß nach mehreren Konjunkturzyklen, meist nach etwa 70 Jahren, jede Währung zusammenbrechen müsse… Wenn aber die Phänomene der hohen Staatsverschuldungen weltweit dieselben waren, so müsse, so nahm Günter Koch an, dem auch weltweit eine gemeinsame Ursache zugrunde liegen, die gefunden werden müsse und könne: Er suchte diese Ursache, überlegte und probierte aus – er machte bildhafte anschauliche kleine Feldversuche – bis er tatsächlich zu einem Ergebnis kam: Er fand heraus, daß sich pekuniär steuerfinanzierte Geldsysteme zwingend, d.h. aus mathematischem Grunde (!) verschulden müssen! Wenn er also heutzutage hört, daß man die sogenannte „Schuldenbremse“ in Verfassungen schreibt, ohne vorher das Geldsystem zu ändern, dann schüttelt er darüber nur noch mitleidig den Kopf: Hat schon einmal jemand einen Juristen getroffen, der mit seinem Gesetzestext die Gesetze der Mathematik hat aushebeln können?

Nachdem er fünf Jahre lang theoretisch und praktisch experimentiert hatte und zunächst dachte:

„Was offensichtlich ist, müssen doch auch andere Menschen einsehen“ – sah er sich getäuscht.
Die Evidenz seines genialen Systems leuchtete besonders Akademikern, d.h. Volkswirtschaftlern und anderen Ökonomen nicht ein, während Kinder es meist sofort verstanden haben.

Da kam aus seinem Umfeld ein hilfreicher Vorschlag: Er solle doch sein System praktisch beweisen, indem er es als Modell und größeren Feldversuch etablierte! So wurde im Jahre 1997 der Goldring aus theoretischen Überlegungen heraus in die Praxis hinein geboren, indem Koch sich als erstes, Ehefrau und Tochter als zweites und drittes Goldringmitglied in eine Mitgliederliste eintrug! Im Laufe der Zeit wuchs der Goldring auf bis zu rund 200 Mitgliedern an: Menschen, die ebenfalls verstanden hatten, daß es so wie bisher – mit DM und €uro – nicht weitergehen konnte!

Was viele nicht wissen:

Selbst Silvio Gesell, der Begründer der „Natürlichen Wirtschaftsordnung“ hatte daselbst sinngemäß gesagt:

Findet jemand ein besseres Geldsystem als meines, so benutze man das!

Was ist also hier anders und besser? Nun, jeder, der sich schon einmal etwas damit beschäftigt hat weiß, daß das Schwundgeld so genannt wurde, weil es laut S. Gesell eben „rosten“ und also langsam verschwinden müsse. Gesell stellte sich vor, daß Geld sich ebenso zu verhalten habe, wie ein Pfund Erdbeeren in der prallen Sommersonne: Es müsse schimmeln, faulen, in dem Falle eben rosten…
Weshalb muß es das aber nicht? Ganz einfach: Geld hat eine andere Funktion, als die Ware, für die es eingetauscht wird! Das Geld ist im Koch´schen System eher mit einer Fahrradkette zu vergleichen, die sich unendlich im Kreise dreht und so die Kraft auf die Räder überträgt, um das Vehikel am Laufen zu halten!
Daß die Koch´sche Idee wirkungsvoller ist, zeigte sich bald in der Praxis des Goldringes: Während andere Tauschring- und Geldsysteme, die meist auf den Ideen Gesells beruhen mit dem Problem wachsender Verschuldung der Mitglieder zu kämpfen haben, ebenso, wie es – wie oben erwähnt – bei den Staaten der Fall ist, gibt es im Goldring seit 1997 keinerlei Verschuldungsproblem! Das soll jedoch nicht heißen, daß es keine Schulden gäbe: Nur bedeutet Kredit eben „Glaubwürdigkeit“, wie der Name schon sagt – und das Kreditrisiko liegt beim Kreditgeber – jawohl! Richtig gelesen!… Was auch logisch ist: denn dieser schätzt ein, ob er seinem Kunden eben Kredit – also Glaubwürdigkeit – einräumt oder nicht! Hier haben wir schon einen der größten Unterschiede zum bestehenden Geldsystem: Nicht Banken vergeben Kredite und bürden die Risiken den Kreditnehmern auf, sondern Menschen, „natürliche Personen“ bestimmen selbst darüber, ob sie eine Ware oder Dienstleistung gegen Kredit abgeben oder nicht!

Günter Koch weiß auch zu erklären, wie der Außenhandel zwischen Staaten funktioniert und weshalb Außenhandelsgeschäfte immer Bargeldgeschäfte sein müssen. Hierfür hat er eigens eine „Plus-Minus-Spindel“ erdacht, die das Maß des aktuellen Plus bzw. Minus zwischen zwei bestimmten Staaten festlegt. Diese, einer Waage vergleichbaren Spindel, wird für den Fall benutzt, daß ein Bargeldgeschäft zwischen zwei Staaten nicht sofort bezahlt wird.

Schuldenspindel
Schuldenspindel

Auch auf der spirituellen Ebene bietet der Goldring als Modell funktionierenden staatlichen Kreislaufwirtschaftens nachvollziehbare Vorteile gegenüber dem bekanntesten „anderen Geldsystem“ Silvio Gesells: So muß man bei Letzterem ständig darauf achten, daß man sein Bargeld rechtzeitig ausgibt, damit es nicht an Wert verliert, d.h., daß der Halter von Bargeld ständig einen Teil seiner Aufmerksamkeit dem Mammon widmen muß, damit seine – oft als „sauer eingesparten Groschen“ empfundenen – Ersparnisse nicht dahin schmelzen, während im Koch´schen System ein Verfall des Guthabens eines Menschen erst dann stattfindet, wenn es am sinnvollsten ist: mit seinem Tode!
Bargeld – und nur dieses ist im Koch´schen System Geld – kann nämlich nicht verfallen, sondern es läuft im Kreis, wie es sich für einen „Ring“ eben gehört, das ist bewiesen! Deswegen heißt der Goldring eben Gold-Ring: Weil seine Währung Gold ist, eine Währung, die tatsächlich währt und sich im Volke kreisend bewährt! Und hier schließt sich auch schon der Kreis meiner Schilderung, denn: Wenn der Goldring nicht wär´…

Ach so, noch etwas: Wenn die Südtiroler ebenso wie die gesamte „Europäische Aktion“ (siehe Ausgabe September/Oktober 2014) in den Goldring eintritt, dann ist schon eine Währungs- und Wirtschafts-Union geschaffen.

Holger Hirt

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